In der Leichtathletik nimmt die Nachwuchs- und Talentförderung seit jeher eine zentrale Rolle ein. Die Rahmenbedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heutzutage überhaupt in der Lage sind, ein (vielfältiges) Bewegungsangebot in ihren Alltag einzubauen, haben sich in den letzten Jahrzehnten gravierend verändert. Wie es gelingen kann, dass Spannungsfeld Schule, Verein und Verband gut miteinander zu vereinbaren, zeigt das folgende Beispiel aus dem Hamburger Süden, genannt Süderelbe.
Wesentliches Ziel im Nachwuchsleistungssport ist es, sportliche Erfolge im Erwachsenenalter systematisch vorzubereiten. Diese Aufgabe beginnt bei der flächendeckenden Etablierung von effizienten Programmen zur Talentsuche. Sie wird fortgesetzt in der Planung und Durchführung des langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus durch sportartspezifische Rahmentrainingskonzeptionen und mit den erforderlichen Auswirkungen auf das Wettkampfsystem im Nachwuchsleistungssport.
Wie lässt sich also der schulische Alltag im Kontext insbesondere der Rahmenkonzeptionen des DLV und seiner Landesverbände realisieren? Der Hamburger Leichtathletik-Verband (HLV) hat mit der Fortschreibung des Leistungssportförderkonzeptes 2011/2012 das Sichtungs- und Kadersystem neu ausgerichtet. Kernpunkt war die Bildung von vier regionalen Stützpunkten und die dezentrale Einrichtung von vier U12-Talentfördergruppen.
Schon Carolin Dietrich wurde in Süderelbe entdeckt
Im Rahmen dieser Entwicklungen war die Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft von 1911 e.V. (HNT) in Süderelbe schon sehr früh ein besonders wichtiger und zuverlässiger Partner. Die HNT kann auf eine über Jahrzehnte dauernde Leistungssporttradition zurückblicken. Hier wurde beispielsweise die spätere EM-Dritte über 100-Meter-Hürden, Carolin Dietrich (geborene Nytra) entdeckt und entwickelt.
Einer der Protagonisten ist Mark Schepanski, früherer und langjähriger Abteilungseiter in der HNT, der seit vielen Jahren an der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg (FiFa) als Leiter für das Sportprofil verantwortlich ist. Mit seiner Unterstützung wurde die FiFa bereits 2007 sportbetonte Schule. In der Interaktion mit der HNT als stützpunktragender Verein und dem HLV wurde das Konzept stetig erweitert und nachhaltig aufgestellt. Im Ergebnis wurde die FiFa im Jahr 2017 als Partnerschule des Nachwuchsleistungssports (PdN) gekürt.
Im Ergebnis eigener und in Kooperation mit dem HLV durchgeführten Talenttage sowie Sichtungsmaßnahmen werden jährlich zwei fünfte Klassen mit maximal 21 Schülerinnen und Schülern eingerichtet. Die Profilklassen in der Leichtathletik trainieren im Doppeljahrgang jeweils zwei Mal pro Woche zwei Stunden und haben eine weitere Sportstunde im Klassenverband. Das Training innerhalb des schulischen Alltags wird von sehr qualifizierten Trainerinnen und Trainern durchgeführt. Aktuell zeigen sich ein B-Trainer, zwei A-Trainer und eine Sportwissenschaftlerin verantwortlich.
Die Sportwissenschaftlerin Houssaina Dridi ist seit September 2020 hauptamtlich mit einer vollen Stelle bei der HNT angestellt. Sie wurde bisher im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung regelhaft für zehn Stunden für die FiFa abgestellt. Aufgrund ihres Engagements und ihrer Leistungen wurde sie Ende 2023 mit einer halben Stelle in den Schuldienst übernommen und steht der HNT mit einer weiteren halben Stelle auch zukünftig als Cheftrainerin zur Verfügung.
Die Antwort auf die Frage, wie sich das beschriebene System entwickelt und was es eigentlich gebracht hat, ist schnell gefunden. Die Erfolge, insbesondere nach der pandemischen Zeit, sprechen für sich. Bei den Deutschen U16-Meisterschaften in Stuttgart sprintete beispielsweise die Jungen-Staffel in 45,06 s im Finale auf Rang vier. Zwar knapp an einer Medaille vorbei, konnte das Quartett aber den über Jahrzehnte dauernden Hamburger Rekord mit dieser Zeit pulverisieren. Rund einen Monat später fand die U16 Team-DM in Berlin statt und direkt im Anschluss das Bundesfinale Jugend trainiert für Olympia. Bei beiden Wettbewerben gelang dem Team aus Hamburgs Süden ein hervorragender vierter Platz.
Das besondere aber an beiden Ergebnissen (und es fehlten in beiden Fällen nur wenige Punkte zu Bronze) ist, dass die Mannschaften des Vereins (HNT) und der Schule (FiFa) nahezu identisch sind. Auch wenn der Weg in der Summe bisweilen sehr steinig war, da es neben den unterstützenden Partner auch einige Verhinderer gab, zahlen sich am Ende Engagement, Herzblut und Leidenschaft aus.
Text: Klaus Jakob, Foto: Martin Schulz
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Auch in Hamburg unterstützen die FREUNDE in diesem Jahr Förderprojekte, genauer gesagt in den Disziplingruppen Hochsprung und Hindernislauf. Mehr dazu könnt ihr in unserer Projektübersicht nachlesen.
